Eine 90-jährige schwangere Frau ist definitiv keine gewöhnliche Sachevon Anat Schneider | 7. Januar 2022 | Themen: Frauen in der Bibel, Sarah

Dieses Paar scheint nicht alt zu werden. Als Abraham schon um 100 Jahre alt ist und Engel zu Besuch kommen, erkennt Abraham die Wichtigkeit der Gäste und weist seine 90-jährige Frau an, schnell einen Kuchen zu backen. (1. Mose 18) Stellen Sie sich eine 90-Jährige vor, die jetzt laufen und ihr Gesinde antreiben muss. Sie tut es. Und die Gäste erkundigen sich sogar nach Sarah.
Man sieht an der ganzen Geschichte, dass auch an Sarah Interesse besteht. Was Abraham versprochen wird, das gilt auch für Sarah. Dieses Interesse an ihr geschieht nicht beiläufig, sondern bewusst.
Sarah ist genauso neugierig wie Abraham, wer diese Gäste sind und warum sie gekommen sind. Sie hält sich in einem Zelt auf, von wo aus sie dem Gespräch zuhören kann. Genau das ist die Absicht der Besucher, denn sie fragen Abraham, wo Sarah sei. Erst als er antwortet, sprechen sie zu ihm (aber im Grunde auch zu ihr) von dem Kind, das geboren werden soll. Sarah, wie zuvor schon Abraham, reagiert mit einem Lachen
Sarah spürt, dass sie eigentlich nicht mehr schwanger werden kann. Sie ist in Sarah dem Alter, in dem alles verbraucht ist, was das Leben angeboten hatte. Nach ihrem Lachen geschieht etwas Interessantes. Gott klärt Abraham über das Lachen der Sarah und ihren Unglauben auf. Er richtet sich an Abraham, nicht an Sarah. Aber diejenige, die antwortet und leugnet, ist Sarah.
Und dann spricht Gott sie, die Frau, direkt an, das ist wahrhaftig keine Selbstverständlichkeit. Er sagt ihr auf den Kopf zu, dass sie sehr wohl gelacht habe.
Ich denke über diese Situation nach. Viel Mitgefühl drängt in mein Herz. Stellen Sie sich ein so hochbetagtes Ehepaar vor. Den beiden Alten wird gesagt, dass sie nun doch noch ein Kind – ihr erstes Kind – bekommen würden. Welche Antwort können Sie von ihnen erwarten? Was können sie schon sagen? Darüber kann man doch nur lachen.
In der nächsten Szene treffen wir Sarah, als sie bereits schwanger ist. Das heißt, wenn die Frau sich durch alles, was sie durchgemacht hat, noch nicht genug gedemütigt gefühlt hat, kommt jetzt noch eine Schwangerschaft dazu. Eine 90-jährige schwangere Frau ist definitiv keine gewöhnliche Sache. Einerseits ein Wunder, andererseits aber auch seltsam, und das Gefühl der Erniedrigung wird noch größer, denn die Schwangerschaft kann nicht verborgen werden.
Das Kind, es ist ein Sohn, bekommt den Namen Isaak. Das hebräische Itzchak kommt von Tzachak = Lachen. Abraham hatte die Verheißung verlacht, ebenso Sarah.
Wir leben in einer Gesellschaft mit Normen. Eine 90-jährige schwangere Frau ist nicht die Norm. Auch wenn es nicht ausdrücklich geschrieben steht, Sarah ist jemand, „über die man lacht“. Und Sarah, die „junge“ Mutter, die in ihrem Leben so viel durchgemacht hat, begegnet diesem Lachen, von dem sie so erschöpft und gedemütigt ist, in Hagars Sohn Ismael (1. Mose 21: 9). Und dies ist das Lachen, „der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“. Wieder wird sie zur eifersüchtigen und erbarmungslosen Frau. Ohne zweimal darüber nachzudenken, vertreibt sie Hagar und deren Sohn, mit dem Wissen, dass sie ihren Platz wahrscheinlich nicht finden werden und wahrscheinlich in der Einsamkeit sterben könnten. Und obwohl es nicht im Sinne Abrahams war, musste er wieder zustimmen.